Wake Up Dead Man

Benoit Blanc ist zurück – mit neuem Fall und neuer Frisur. Mit „Wake Up Dead Man: A Knives Out Mystery“ setzt Regisseur Rian Johnson die beliebte Netflix-Krimi-Reihe fort und schlägt im Gegensatz zu den beiden Vorgängern eine etwas andere Tonalität an. Der Film öffnet ein neues Kapitel für die Reihe, indem er die vertraute Mischung aus Eleganz, Witz und Stilbewusstsein beibehält, sie jedoch um eine unerwartet ernste Grundstimmung erweitert.

Der junge Priester Jud Duplenticy (Josh O’Connor) wird, nachdem er einen provokanten Kollegen körperlich angriff, in eine abgeschottete Kirchengemeinde in Upstate New York versetzt, um endlich mit seiner problematischen Vergangenheit abschließen zu können. Als der patriarchische und einflussreiche Monsignor Wicks (Josh Brolin) unter mysteriösen Umständen während eines Gottesdienstes ermordet wird, bittet die örtliche Polizei den Ermittler Benoit Blanc (Daniel Craig) um Hilfe. In der verschlossenen Kirchengemeinde besitzt nahezu jeder ein Motiv – vom scheiternden Schriftsteller (Andrew Scott), über den verlassenen Arzt (Jeremy Renner) bis hin zur streng gläubigen Buchhalterin (Glenn Close). Rivalitäten, verletzte Loyalitäten und alte Geheimnisse durchziehen die kleine Gemeinschaft. Blanc muss den scheinbar unmöglichen Mord aufklären, während er und Jud immer tiefer in ein Geflecht aus Lügen, Machtspielen und religiöser Moral geraten.

Daniel Craig und Josh O'Conner als Benoit Blanc und Jud Deplenticy in "Wake Up Dead Man: A Knives Out Mystery" Rian Johnson

© Netflix

Gegenüber seinen Vorgängern „Knives Out“ und „Glass Onion“ schlägt „Wake Up Dead Man“ einen düstereren und ernsteren Ton an. Der Film taucht in die Schatten menschlicher Unsicherheiten, Religions- und Glaubensfragen, und moralischer Zerrissenheit ein. Diese neue Tonalität setzt sich in der gesamten Inszenierung durch: weniger Slapstick, weniger augenzwinkernde Referenzen, mehr existenzielle Fragen und Kritik an der Institution Kirche – ein gewagter Schritt, der den sonst so witzigen, teils ironisch-lächerlichen Ton der Reihe überraschend aufbricht. Und doch bleibt Johnsons feiner Humor unterschwellig erhalten, etwa in Blancs stoischer Gelassenheit oder in subtilen Pointen, die den Film davor bewahren, in reine Schwermut abzugleiten.

Johnson legt den Fokus in diesem Teil stärker auf Charaktertiefe. Die Ermittlung wird zu einer Untersuchung von Glaubenszweifeln, persönlichen Schwächen und der Idee, dass Wahrheit mehr als ein logisches Konstrukt ist – sie ist menschlich, zerbrechlich und vor allem ambivalent. Dabei schafft es der Film, Charakterstudien in einen klassischen Kriminalplot zu integrieren, ohne dass der Spannungsbogen darunter leidet. Trotzdem übernimmt sich die Erzählung an einigen Stellen. Durch die Fülle an Charakteren kann nicht jeder von ihnen im Detail beleuchtet werden, weshalb einige Figuren und Motive blass bleiben. Die potenzielle Tiefe der Nebenfiguren wird häufig angedeutet, was das Gefühl hinterlässt, dass Johnson mehr erzählen wollte, als die Filmlänge zulässt.

Josh O'Conner und Josh Brolin als Benoit Jud Deplenticy und Monsignor Wicks in "Wake Up Dead Man: A Knives Out Mystery" Rian Johnson

© Netflix

Auch optisch schlägt „Wake Up Dead Man“ eine andere Richtung ein als seine Vorgänger. Die Kameraarbeit ist deutlich gedämpfter, geprägt von kälteren Tönen, steilen Schatten und Szenerien, die aus einem sakralen Horrorfilm stammen könnten. Die Bildsprache orientiert sich spürbar an Gothic-Thrillern und klassischen Kirchen-Interieurs, wobei Licht und Dunkelheit selbst narrative Werkzeuge werden.

„Wake Up Dead Man“ hebt sich visuell und erzählerisch von der ersten beiden Teilen der „Knives Out“- Reihe ab. Sein ernstzunehmender Umgang mit Fragen über die Suche nach Sinn, Glaube und persönlicher Erlösung macht ihn deutlich ernster und kontemplativer als die Vorgänger – doch gerade dieser Mut zur Neuorientierung macht den Film zu einem spannenden Weiterentwicklungsschritt für das Franchise. Während manche Fans den Verlust des spielerischen Tons bedauern könnten, eröffnet Johnson mit diesem dritten Teil eine überraschend reife, nachhallende Dimension des Benoit-Blanc-Universums.

Beim Tele-Stammtisch haben Johannes, Timo und ich noch ausführlicher über „Wake Up Dead Man“ diskutiert. Zum Podcast hier klicken.

„Wake Up Dead Man“ erhielt ab dem 27. November 2025 einen limitierten zweiwöchigen Kino-Release. Der Film ist ab dem 12. Dezember 2025 im Stream auf Netflix verfügbar.

Filmposter "Wake Up Dead Man: A Knives Out Mystery" Rian Johnson Netflix
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