Jurassic World: Die Wiedergeburt
Man vermische einen genetisch manipulierten Dinosaurier mit ein paar geldgeilen Wissenschaftlern und gebe eine Prise idiotischer Kinder hinzu – Tadaa, schon hat man einen neuen „Jurassic World“-Film. Inzwischen bin ich ja fast schon begeistert davon, wie man es wiederholt schafft, dieses Franchise, welches mit einem wirklich tollen Film von Steven Spielberg startete, so extrem zu versauen. Anstatt sich mal was Neues auszudenken, recycelt man die gleiche Storyline einfach immer leicht abgewandelt und auch die neueste Addition „Jurassic World: Die Wiedergeburt“, die Regisseur Gareth Edwards der Reihe beisteuert, ist kein Neustart, sondern eine filmische Totgeburt.
Seit den Ereignissen auf Isla Nublar teilen sich Dinosaurier die Welt mit den Menschen. Fünf Jahre später hat sich die Ökologie des Planeten allerdings stark verändert und die Dinosaurier sind gezwungen, sich in isolierte äquatoriale Umgebungen zurückzuziehen. Um genetisches Material für ein Medikament zu gewinnen, begibt sich ein Expertenteam, angeführt von der unerschrockenen Zora Bennett (Scarlett Johansson), dem Paläontologen Dr. Henry Loomis (Jonathan Bailey) und dem Söldner Duncan Kincaid (Mahershala Ali), zu einer entlegenen Insel. Doch überschneidet sich die Operation mit dem Schicksal einer Familie, deren Boot von angreifenden Wassersauriern zum Kentern gebracht wurde. Gemeinsam stranden sie auf einer verbotenen Insel, die einst eine geheime Jurassic-Park-Forschungseinrichtung beherbergte und auf der ein verunglücktes genetisches Experiment lauert – der Distortus Rex.
© 2025 Universal Studios. All Rights Reserved.
Dieser neue Supersaurier ist ein Paradebeispiel für alles, was im Franchise falsch läuft: größer, aggressiver, „intelligenter“ – aber weder wirklich innovativ noch relevant. Seine Präsenz wirkt wie eine Checkliste für Fans, die nach dem nächsten Mega-Monster schreien, ohne dass jemand fragt, warum es das eigentlich geben sollte. Die Wiedergeburt, die der Titel verspricht, bleibt aus – dramaturgisch wie thematisch. Statt einer Neuerfindung sehen wir eine mechanische Wiederholung. Wirklich schade ist, dass die Prämisse einer Welt, in der Mensch und Dinosaurier nebeneinander existieren, so gut wie gar nicht ausgeschöpft wird. Statt geopolitischer Spannungen, gesellschaftlicher Umwälzungen oder moralischer Dilemmas gibt es erneut nur Menschen, die durch den Dschungel rennen und Dinos, die hinterher jagen. Das kann man machen – man kann es aber auch einfach lassen.
Was jedoch den absoluten Tiefpunkt markiert, sind die Dialoge. Zwischen Fremdscham auslösenden Floskeln und dem krampfhaften Versuch, philosophische und pseudowissenschaftliche Tiefe zu simulieren, wird deutlich, dass hier mehr Zeit damit verbracht wurde, vermeintlich bedeutungsschwere Zeilen zu schreiben, als mit tatsächlicher Charakterentwicklung.
Die meisten der Figuren scheinen ausschließlich dafür da zu sein, Expositionssätze herunterzuleiern oder eine humoristische Einlage zu liefern, die weder zündet noch in irgendeiner Art und Weise die Handlung bereichert. Insbesondere die schiffbrüchige Familie, bestehend aus einem Vater, seiner kleinen Tochter und einem Teenager-Pärchen, hätte man gut und gerne komplett weglassen können. Ihre gesamte Storyline wirkt wie ein Alibi-Handlungsstrang, um möglichst viel handlungsirrelevante Dino-Action in die viel zu langen 134 Minuten Laufzeit zu packen. Das Ergebnis ist ein Flickenteppich aus Klischees, der bei mir keinerlei Wirkung entfaltet hat – weder Mitgefühl, noch Spannung, noch Interesse.
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Einen kleinen Lichtblick bieten immerhin die durchaus soliden schauspielerischen Leistungen des Hauptcasts. Zwar können Scarlett Johansson, Jonathan Bailey und Mahershala Ali die oft grottenschlechten Dialoge auch nicht retten, aber verleihen ihnen mit ihrer Verkörperung doch ein wenig mehr Dimension.
Visuell hat „Jurassic World: Die Wiedergeburt“ ebenfalls ein paar schöne Momente zu bieten. Eine wandernde Herde Titanosaurier in einem weiten Tal ist durchaus ein schöner Anblick, denn die CGI in diesem Franchise ist nach wie vor solide. Auch der Distortus Rex – trotz dass er aussieht, als hätte sich ein Alien mit einem Dinosaurier vermehrt – ist rein optisch imposant. Doch selbst das visuelle Spektakel verkommt zur hohlen Routine, wenn ihm jede erzählerische Tiefe fehlt. Man hat das alles schon gesehen und oft besser.
Inzwischen auch recht ausgelutscht, ist der Soundtrack. Ja, der Score von John Williams ist absolut ikonisch, aber irgendwann reicht die Nostalgie dann auch nicht mehr aus, um das ständige recyceln von Musik und Kameraeinstellungen zu rechtfertigen. Man kann einem Thema nicht endlos emotionale Wirkung entlocken und Musik allein trägt keinen Film – vor allem nicht, wenn dieser sich weigert, eine eigene Handschrift zu entwickeln.
Dieser neueste „Jurassic World“-Film ist weder Wiedergeburt noch Weiterentwicklung, sondern der laute, überladene Schwanengesang eines Franchise, das sich längst aufgefressen hat. Was einst das Kino revolutionierte, ist heute ein Schatten seiner selbst – gefangen in der eigenen Formelhaftigkeit, blockiert durch Ideenarmut und zynischen Kommerz. Denn mit Filmen, kann das gleiche passieren wie mit Dinosauriern - wenn man sie immer wieder inzestuös mit sich selbst vermehrt, kommt am Ende nur noch mutierte, zum Scheitern verurteilte Abstrusität dabei heraus.